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„Wenn man auf der richtigen Seite steht, dann ist alles gerechtfertigt“

Das Theaterstück Monika Haeger – inside stasi!

Kurz vor den Osterferien, am 15. März 2024, hatten wir das Glück, in Kooperation mit der Landeszentrale für Politische Bildung für unsere Abiturienten der Q4 ein Theaterstück an unsere Schule zu holen, das auch im Anschluss zum Nachdenken anregt.

Die Hamburger Autorin und Regisseurin Nicole Heinrich lädt mit ihrem Stück Monika Haeger – inside stasi, dazu ein, sich mit dem Leben in der SED-Diktatur zu beschäftigen. Widerstand und Zustimmung, die Wirkung von Indoktrination und Propaganda auf den Einzelnen, eine offensichtlich allzu leichte und damit umso gefährlichere Verführung werden hier in den Mittelpunkt gerückt.

Die Schauspielerin Anja Kimmelmann verkörpert in diesem Eine-Frau-Theaterstück auf beeindruckende Art und Weise Monika Haeger, bis in die 80er Jahre ehrgeizige Stasi-Agentin in der DDR, die sich nach der Wiedervereinigung mit ihrem Tun und ihrer Rolle überraschend offen und keineswegs alleine kritisch auseinandersetzt. Besonders eindrücklich: Haegers Worte sind zum Großteil dokumentarisch belegt.

War im geteilten Deutschland die richtige Seite nicht die der DDR ? Waren die oppositionellen Frauen- und Friedensgruppen um Bärbel Bohley nicht im Unrecht ? Musste der Staat nicht vor staatsfeindlichen Aktionen gewarnt werden?

„Wenn man auf der richtigen Seite steht, dann ist alles gerechtfertigt“.

  • Wie lernt man Schritt für Schritt, sich das Vertrauen von Menschen zu erschleichen, dieses auf unterschiedliche Weise zu missbrauchen –  immer in der Überzeugung, das Richtige für die größere Sache zu tun ?
  • Warum lässt sich ein Mensch davon überzeugen, sich als „Schild und Schwert“ für eine Diktatur einbinden zu lassen ?
  • Wie schafft es ein politisches System, dass ein Mensch den Titel „Inoffizielle Mitarbeiterin der Stasi“ als Belohnung, ja geradezu als Adelung im Arbeiter- und Bauernstaat empfindet ?
  • Aber auch: In welchen Situationen meldet sich auch bei einer besonders ‚loyalen‘ Zuarbeiterin des Regimes, wie es Monika Haeger ist, das schlechte Gewissen ?
  • Sie bringt ihre Freundinnen in gefährliche Situationen – welche ihrer Handlungen quälen auch sie als Denunziantin ernsthaft ?
  • Mit welcher Taktik gelingt es ihr selbst bzw. ihrem „Führungsoffizieren“ von den „Hauptamtlichen“, sie trotzdem bei der Stange zu halten ?
  • Wie kann es sein, dass Haegers feste sozialistische Überzeugungen nach 1989 plötzlich durch eine neue Realität relativiert werden; dass neue Werte und Normen diese in der öffentlichen Wahrnehmung geradezu ins Gegenteil verkehren ?
  • Wir lernen, dass Monika Haeger sich – trotz ihrer Verstrickungen – am Ende den Opfern Ihrer Denunziationen am Ende offenbart. Was bringt sie dazu ? Wie halten Täter und Opfer so etwas aus ?

Das Stück setzte an vielen Stellen Impulse, nicht nur das Tun und Denken von Menschen in der Geschichte zu reflektieren, sondern dasselbe aber auch mit unseren Überzeugungen und unserem Verhalten in der Gegenwart zu tun.

Dazu gab die von Regisseurin und Schauspielerin angeregte Diskussion im Anschluss an das Theaterstück ausreichend Raum. Die Fragen und sich durchaus widersprechenden Anmerkungen der Schülerinnen und Schüler drehten sich vielfach um die Überlegung, dass menschliches Handeln unter ethischen Gesichtspunkten zeitübergreifend und gerade auch in unserer heutigen Demokratie ein immerwährendes Thema ist und bleiben wird.

Ein großes Dankeschön an Nicole Heinrich und Anja Kimmelmann, aber auch an die Landeszentrale für Politische Bildung, die uns diese Darbietung ermöglichte.

Text verfasst von Silke Obermöller und Hendrik Raab

Schulgeschichte: Vom Kaiser-Friedrich-Gymnasium zum Heinrich-von-Gagern-Gymnasium

Schulgeschichte

Zur Entlastung des seit dem 16. Jahrhundert bestehenden städtischen Gymnasiums – welches 1897 in das heute noch existierende altsprachliche Lessing-Gymnasium und das ebenfalls noch bestehende neusprachliche Goethe-Gymnasium aufgeteilt wird – wird 1888 das „Kaiser-Friedrich-Gymnasium“ gegenüber des Zoos gegründet. Namenspatron des humanistischen Gymnasiums war der damalige Kaiser Friedrich III, der zu jener Zeit in Deutschland regierte.
Das Schulgebäude wurde 1887 nach Entwurf der Regierungsbaumeister Endell und Schäfer mit einer risalitbetonter Neurenaissancefassade erbaut.





Neben dem Gymnasium existierte ein weitere Schulbau: Die 1881 eingeweihte jüdisch-orthodoxe Samson-Raphael-Hirsch-Schule, eine Realschule für Knaben und Lyzeum für Mädchen der Israelitischen Religionsgesellschaft. Während des Nationalsozialismus wurden die jüdischen Schülerinnen und Schüler ebenso wie Lehrer auf dem Schulweg nahezu täglich massiver Diskriminierung, Anfeindungen, verbaler und physischer Gewalt ausgesetzt. Dazu trugen auch die Schüler des benachbarten Kaiser-Friedrichs-Gymnasiums aktiv bei. Die Bildungseinrichtung bestand 86 Jahre – sie wurde nach der sukzessiven Vertreibung und Entrechtung ihrer jüdischen Schüler und Lehrer durch die Nationalsozialisten im Jahr 1939 geschlossen. Das Schulgebäude wurde 1944 im Zweiten Weltkrieg durch britische und US-amerikanische Bombenangriffe in Mitleidenschaft gezogen, jedoch in den Nachkriegsjahren erneut in Betrieb genommen.

In die Gründungsphase datieren die von 1899 bis 1904 gemalten und 1906 vollendeten Fresken von Wilhelm Steinhausen, bis heute erhalten und ein seltenes Beispiel für großflächige Jugendstil-Malerei in einer denkmalgeschützten Aula.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1945 das Kaiser-Friedrich-Gymnasium umbenannt – in das “Staatliche Gymnasium Frankfurt am Main”.

Am hundertsten Jahrestag der Eröffnung der Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche erhielt das Gymnasium 1948 vom Hessischen Kultusministerium ihren heutigen Namen nach Heinrich-von-Gagern, dem Präsidenten der ersten deutschen Nationalversammlung.

Im Jahr 1960 wurde das Schulgebäude der jüdischen Samson-Raphael-Hirsch-Schule abgerissen. Seit 1963 steht der an den Altbau anschließende modernere Erweiterungsbau des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums an dessen Stelle. Dieser enthält den vom Künstler Hermann Goepfert geschaffenen sogenannten “Lichtturm” aus Aluminiumblech, welcher im Jahr der Eröffnung aufgestellt wurde. Zwischen Alt- und Neubau ragen geometrisch geformte Aluminiumbleche vom Eingangsbereich bis in den vierten Stock nach oben.

Im Laufe der 1968er-Bewegung fiel die Schule als Ort hochpolitischer Aktionen auf und war ein „Zentrum der Schülerbewegung“. Schülerinnen und Schüler hatten vor Ort andauernde Konflikte mit den Lehrkräften, sodass mehrere Male die Polizei eingeschaltet wurde und es trotz betonter Friedlichkeiten auf Seiten der Aktivisten zu gewaltsamen Räumungen kam. Nach den 1970ern ebbte die politische Polarität ab.

1989 wurde im Lichthof des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums eine erste Bronze-Gedenktafel für die früher dort stehende Samson-Raphael-Hirsch-Schule enthüllt.

Von dem „Verein der Ehemaligen und Freunde“ des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums wird seit 1990 in Erinnerung an den ehemaligen Direktor Heinrich Weinstock der sogenannte Weinstock-Preis gestiftet. Der Preis wird für herausragende Aktivitäten, die das Leben der Schule prägen, die Schulgemeinde fördern, ihre Tätigkeit als Bildungsinstitution hervorheben, aus der schulischen Arbeit erwachsen, das soziale Leben in der Schule fördern oder einen sozialen Einsatz zum Inhalt haben, vergeben.

Seit November 1998 erinnert anlässlich des 150. Jahrestages der Nationalversammlung eine u.a. von Schülerinnen und Schülern geschaffene Sandsteinskulptur,  das sogenannte Gagern-Denkmal, auf dem Schulhof an Heinrich von Gagern.

Eine weitere Bronze-Gedenktafel für die Samson-Raphael-Hirsch-Schule wurde im Juni 2001 enthüllt. Die Inschrift der Gedenktafeln ist jedoch historisch nicht präzise, da die Schule nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in Betrieb genommen wurde.

2007 wurde die zweigeschossige Turnhalle fertiggestellt und eröffnet.

Seit 2008 ist die Schule in der Bernhard-Grzimek-Allee ansässig, der frühere westliche Teilabschnitt der Straße „Am Tiergarten“ wurde zu Ehren von Bernhard Grzimek umbenannt.

2013 wurde in der Frankfurter Paulskirche ein Festakt anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des HvGGs veranstaltet, bei dem unter anderem der damalige Präsident des Deutschen Bundestages, Professor Norbert Lammert, eine Rede hielt.

Historische Schuljahresberichte

https://digisam.ub.uni-giessen.de/ubg-ihd-s/id/3048661 (1889/90)

https://digisam.ub.uni-giessen.de/ubg-ihd-s/id/4112305 (1893/94)

https://digisam.ub.uni-giessen.de/ubg-ihd-s/id/3048660 (1924/25)

https://digisam.ub.uni-giessen.de/ubg-ihd-s/id/3048659 (1925/26)

Schulleiter des Gymnasiums

Theodor Hartwig (1888–1906)

Rudolf Busse (1906–1913)

Alfred Biese (1913–1921)

Johannes Trantow (1921–1926)

Heinrich Weinstock (1926–1949)

Walter Frosch (1949–1962)

Helmuth Fleckenstein (1962–1984)

Günther Walter (1984–1999)

Thomas Mausbach (1999–2018)

Gerhard Köhler (2018–aktuell)

Namensgeber der Schule

Historische Kollegiumsfotografien

Baulicher Lageplan: Früher vs. heute

Lage von 1881 – 1960
Aktuelle Lage

Weitere Grundrisse/Baupläne des HvGGs

Text & Auswahl der schriftlichen und bildlichen Quellen: Matteo R. Cornelli, Q2 (AG Schülerredaktion)
Sollte mir ein Fehler bei der Darstellung des historischen Ablaufs bzw. den geschichtlichen Begebenheiten unterlaufen sein, würde ich mich über eine E-Mail an matteo.cornelli06 [at] gmail.com sehr freuen.

Ein besonderer Dank gilt neben der Deutschen Digitalen Bibliothek für die Bereitstellung von Informationen dem Institut für Stadtgeschichte Frankfurt und der Technischen Universität Berlin für die Zusendung und Zurverfügungstellung von Teilen des Bildmaterials.

Schriftliche und bildliche Quellen

Quellen über das Kaiser-Friedrich-Gymnasium:

https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/searchresults?isThumbnailFiltered=true&query=Kaiser-Friedrich-Gymnasium&viewType=list

Quellen über das Heinrich-von-Gagern-Gymnasium:

https://www.kunst-im-oeffentlichen-raum-frankfurt.de/de/page155.html?id=180

https://www.akh.de/baukultur/baukultour/projekte/zweigeschossige-turnhalle-heinrich-von-gagern-gymn-132

https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Heinrich-von-Gagern-Gymnasium?uselang=de

https://www.fr.de/frankfurt/gibts-hausverbot-11275836.html

https://www.bildindex.de/document/obj20446360

https://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/153470/

https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/BCCKGELF

https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/searchresults?isThumbnailFiltered=true&query=Bernhard-Grzimek-Allee&viewType=list

Quellen über die Raphael-Samson-Hirsch-Schule:

http://www.lilit.de/kabbala/frankfurt/Samson_Raphael_Hirsch_Schule.htm

https://www.dnb.de/DE/Kulturell/DEAVermittlung/DigitaleDrehtuer/_content2/1_3westheimerSchule2.html

https://ezb.ur.de/?2604274&bibid=DM

https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2580773

https://ezb.ur.de/?2604274

https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/kinderemigration1933-1945/items/show/108

https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Samson-Raphael-Hirsch-Schule?uselang=de

https://www.frankfurt1933-1945.de/beitraege/institutionen-juedischen-lebens/beitrag/samson-raphael-hirsch-schule-schule-der-israelitischen-religionsgesellschaft/suchwort/Samson-Raphael-Hirsch-Schule?cHash=04824c78075433fc7c2f8d1d245e8723

https://www.frankfurt1933-1945.de/beitraege/gedenktafeln-und-gedenkplastiken-fuer-orte-des-gedenkens-an-verfolgte/beitrag/gedenktafel-fuer-die-ehemalige-samson-raphael-hirsch-schule/suchwort/Samson-Raphael-Hirsch-Schule?cHash=04824c78075433fc7c2f8d1d245e8723

https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtgeschichte/chroniken-der-stadtteile/chronik-des-ostends

https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtgeschichte/chroniken-der-stadtteile/chronik-des-ostends

Verborgene Vergangenheit: Jüdisches Leben im Ostend

Die beiden Geschichtskurse der Q4 von Herrn Baum und Frau Hofmann nutzen die Gelegenheit, sich mit der jüdischen Geschichte des Frankfurter Ostends vertraut zu machen.

Die Synagoge an der Friedberger Anlage wurde im Novemberpogrom 1938 zerstört. An ihrer Stelle wurde von französischen Zwangsarbeitern ein Hochbunker errichtet.

Die „Initiative 9. November“ setzt sich dafür ein, dass die Geschichte der Synagoge nicht verblasst. Sie macht den Hochbunker heute regelmäßig für die Öffentlichkeit zugänglich. In verschiedenen Ausstellungen wird über das jüdische Leben in Frankfurt und Deutschland Auskunft gegeben. So werden u.a. Ereignisse aus dem jüdischen Alltag im Ostend beschrieben und mit zahlreichen alten Dokumenten illustriert.

Wir danken Frau Berlin für die Führung und neue Einblicke in diese Aspekte der Frankfurter Stadtgeschichte.

Text und Fotos: Baum, Hofmann

Exkursion der Q2 nach Köln

Eindrucksvolle Orte – in vielerlei Hinsicht…