Sind wir nicht alle ein wenig „griechisch“? – Zu Gast bei der Philhellenia 2009
Ein Beitrag von Antigone Akgün
Athen. Die Agora ist gefüllt. Perikles und seine Zeitgenossen debattieren eifrig über den Demagogen, der ostrakisiert werden soll. Es herrscht Ungewissheit. Zur gleichen Zeit rücken die attischen Trieren näher an Salamis, um dem persischen Großkönig Xerxes seinen Übermut zu rauben. Etwas weiter studiert der Tragödiendichter Sophokles die – noch nicht aufgeführte – Antigone ein, um beim nächsten Wettbewerb erfolgreich zu sein. Herodot sitzt in seinen vier Wänden und vertraut einem Stück Papyrus die Geschichte seiner Vorfahren an, während auf der anderen Seite, in Troja, der vielgewandte Odysseus mit göttlicher Unterstützung um die Ehre kämpft und unten in Kreta Zorba sich mit ein bisschen Sirtaki vergnügt. Können Sie sich dieses Phänomen erklären?
Nun, gut. Bevor jetzt sämtliche Altphilologen und Historiker voller Empörung aufschreien, sollten wir vielleicht für Klarheit sorgen:
Letzten Donnerstag hatten die Klassen 9a und 11a das Glück an der diesjährigen Philhellenia am Kaiserin-Friedrich-Gymnasium in Bad-Homburg teilzunehmen.
Dabei handelt es sich um ein Symposion vieler Griechischschülerinnen und -schüler aus ganz Hessen, welches jährlich an einem anderen altsprachlichen Gymnasium stattfindet.
In zahlreichen Workshops hatte man die Gelegenheit, Kunst, Kultur und Geschichte der Antike und Neuzeit kennen zu lernen. Ob Perserkrieg, Panathenäen, trojanischer Krieg, Dionysien, Ostrakismos, Neugriechisch, oder Sirtaki: Alles schien plötzlich – auch ohne Zeitmaschine – zum Greifen nah.
Geschichtsinteressierte konnten den äußerst interessanten Ausführungen des Althistorikers Alexander Demandt lauschen, der die positiven Einflüsse der Antike auf Europa hervorheben wollte, während sich andere vom Professor für Völkerrecht Panos Terz überzeugen lassen konnten, weshalb es ein Vorteil ist, Griechisch zu beherrschen.
Und obgleich der großartige Lyriker und Übersetzer Raoul Schrott, auf dessen Vortrag sich wohl die meisten gefreut hatten, seinen Besuch leider nicht antreten konnte, war die diesjährige Philhellenia für viele ein besonderes Erlebnis, das sie sicherlich animiert hat, sich weiterhin mit der griechischen Sprache und Kultur zu befassen!