Beiträge

Imgard Keuns „Nach Mitternacht“ im Theaterworkshop

„Ein gutes Theater trifft das Herz der Zuschauer“ sagte bereits der schweizerische Volksbühnenautor Otto Baumgartner-Amstad. Das zeigte sich auch deutlich im Theaterworkshop von Frau von Pallandt, in dem sie den Schülerinnen und Schülern der Eb die Grundlagen des Faches Darstellendes Spiel vermittelte.

Zum Einstieg führten die Lernenden unter Frau von Pallandts Regie zunächst einige Übungen durch, die ihnen den Fokus auf die eigenen Bewegungen vermitteln sollten. Langsames Laufen, schnelles Laufen, Schlendern, Eilen und Watscheln wie eine Ente – was einfach klingt, kann eine Herausforderung sein, denn miteinander zu reden, ist hier nicht erlaubt. Dass es sehr viel Disziplin erfordern kann, sich in einem Raum voller Menschen auf sich selbst zu konzentrieren, merkten auch die Schülerinnen und Schüler schnell.

Aber auch andere Übungen hatten ihre Tücken: Im Duell der Cowboys erfuhren, die Schülerinnen und Schüler, wie viel Übung es braucht, bis man mit anderen einen synchronen Bewegungsablauf erreicht. Und die „Gulaschkanone“ oder den „Postboten“ korrekt betont auszusprechen, gelang auch nicht auf Anhieb, sondern bedurfte mancher Wiederholung.

Nach diesen Übungen, um das Ensemble zu finden und die Gruppe zu stärken, ging es dann an die Arbeit mit dem Roman „Nach Mitternacht“ von Irmgard Keun, der dieses Jahr für das Lesefest „Frankfurt liest ein Buch“ ausgewählt wurde. Hierfür schrieben die Lernenden eine Rollenbiographie für die Ich-Erzählerin Susanne und ihren Freund Franz, denn auch die differenzierte Auseinandersetzung mit den Figuren ist Teil der Vorbereitung auf eine Rolle. 

Da es hierbei viel auf die Interpretation ankommt, mussten sich viele Schüler/innen erst einmal umgewöhnen. Statt nämlich die Antwort für eine mögliche Darstellung im Text zu suchen, sollten sie selbst überlegen, wie sie sich die Figuren, z. B. im Gespräch auf dem heißen Stuhl, vorstellten. 

Der Höhepunkt war schließlich die Inszenierung der Schlüsselszene in „Nach Mitternacht“, in welcher der Protagonist Franz der Ich-Erzählerin den Mord gesteht. Die Inszenierungen durch die Klasse hätten unterschiedlicher nicht sein können, wobei in diesem Kontext auffiel, mit wie viel Kreativität und Herz die Lernenden ihre Interpretationen zeigten. Ganz so, wie es sein muss, damit es das Herz seiner Zuschauer trifft.

Sarah Richter-Seitz