Gedenkfahrt nach Flandern
von Amelie Matha und Kiara Peran (Q1)
Belgien – Ein Land gefüllt mit Spuren des 1. Weltkriegs
Vom 01.-03. November 2024 nahmen 28 Schülerinnen und Schüler der Q1 sowie vier Lehrkräfte, Frau Kraft, Frau Höh, Herr Dr. Kühnlein und Herr Raab, an einer Exkursion zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg nach Flandern teil. Dabei besuchten wir Brügge und verschiedene kleinere Ortschaften am ehemaligen Frontverlauf.
Als wir am Freitagabend gegen 19 Uhr im Hostel in Brügge ankamen, besuchten wir die Altstadt und aßen gemeinsam zu Abend. Obwohl die Stadt mit ihrem ruhigen Ambiente zunächst unscheinbar wirkte, überraschten uns schnell ihre schönen Straßen und ihre bemerkenswerte Architektur.
Am nächsten Morgen fuhren wir zuerst nach Nieuwpoort und besichtigten das Denkmal zu Ehren des belgischen Königs Albert I., der im 1. Weltkrieg als Oberbefehlshaber der belgischen Armee diente. Das Denkmal besteht aus Steinen, die aus dem Lehm der damaligen Schlachtfelder gebrannt wurden, wodurch auch die verschossenen Kugeln mitgebrannt wurden. Die Vorstellung, dass diese Kugeln einmal Menschen verletzt oder ihr Leben beendet haben, ist grauenvoll.
Anschließend erhielten wir eine Führung, in der wir über die Rolle Nieuwpoorts im 1. Weltkrieg erfuhren: Durch die Öffnung der Schleusen und die dadurch verursachten Überschwemmungen des Hinterlandes wurden die deutschen Truppen davon abgehalten, weiter ins Innere Belgiens einzumarschieren.
Danach ging es nach Diksmuide zum Turm von Yser, einem Friedensdenkmal.
Mit einem Aufzug fuhren wir auf die Dachterrasse über den 22. Stock hinauf, wo ein Panoramablick auf das ehemalige Schlachtfeld auf uns wartete. Der Anblick der Szenerie und das Wissen, was sich auf diesen Feldern abspielte, erzeugten in uns großes Unbehagen.
Hinunter ging es über Treppen durch den Turm, der gleichzeitig als Museum diente und die Schrecken des 1. Weltkrieges durch wirklichkeitsnahe Rekonstruktionen für uns erlebbar machte. Die nachgestellten Tunnelsysteme, die eng und dunkel waren und in denen wir sahen, wie die Soldaten in engstem Raume und ohne jegliches Tageslicht lebten, brachten uns deren Erlebnisse zwar ein Stück näher, doch zeigten sie uns gleichzeitig, wie unvorstellbar ihre Situation war. Ein Teil der Ausstellung befasste sich mit den allgegenwärtigen Krankheiten und Wunden, mit denen die Soldaten ebenfalls zu kämpfen hatten. Die graphischen Darstellungen der Verletzungen waren selbst für die Resilienten unter uns schwer anzusehen
Von dem Museum aus ging es dann zu Fuß zu einem seit 1920 bewusst erhaltenen Schützengraben des 1. Weltkrieges, den wir im Alleingang erkunden durften. Die aus Stein nachgebildeten Sandsäcke und die kleinen Schutzräume, die nur den Lauf eines Gewehres nach außen durchließen, stellten die immerwährende Gefahr und die Nahkämpfe im Falle eines Überfalles der Gegner hautnah dar. Die Bunker, die nur durch Kriechen erreichbar waren und sogar am helligsten Tage stockdunkel waren, demonstrierten uns die Todesangst, mit der die Soldaten jeden Tag konfrontiert waren.
Zum Abschluss des Tages besuchten wir mit Vladslo einen der vier deutschen Soldatenfriedhöfe in Belgien, der einen Ort der Erinnerung an die gefallenen Soldaten darstellt. Berühmt ist dieser Friedhof vor allem durch das von Käthe Kollwitz erschaffene Monument „Trauerndes Elternpaar“, das sie ihrem im Ersten Weltkrieg (Oktober 1914) im Alter von nur 18 Jahren gefallenen Sohn Peter widmete. Der Moment, als wir zwischen dem Monument und dem Grab standen, war für uns alle sehr ergreifend. Die künstlerisch sehr gut herausgearbeiteten leidenden Blicke der Eltern, die direkt auf das Grab ihres Sohnes gerichtet sind, zeigten uns eindringlich die Folgen, die der Krieg auch für die gesamte Bevölkerung hatte, auf. Die Atmosphäre, die auf dem Friedhof herrschte, erweckte eine allgegenwärtige Betrübnis in uns allen.
Am Morgen des letzten Tages waren wir nahe der Stadt Oostende an einem Abschnitt des Atlantikwalls, an dem die einzige erhaltene Batterie aus dem 1. Weltkrieg zu finden ist. Wir besuchten diese Konstruktion aus Bunkern und Artillerie, die sowohl im 1. als auch im 2. Weltkrieg als Abwehr gegen Schiffe und Flieger genutzt wurde und lernten die Lebenssituation der Soldaten dort kennen. Uns wurde erklärt, dass die aufgemalten Kreise auf den Kanonenrohren für die von ihnen abgeschossenen Flugzeuge standen, wobei uns wiederholt bewusst wurde, dass wir uns auf einem realen Schlachtfeld befanden, auf dem reale Kämpfe mit Opfern stattfanden.
Die letzte Aktivität vor der Heimfahrt bestand aus einem kurzen Besuch des Hafens von Oostende, an dem wir an den Fischmärkten entlang unseren Hunger stillen und die Exkursion mit einem Blick auf die Nordsee ausklingen lassen konnten.
Am Ende der Gedenkfahrt ist uns allen das Grauen eines solchen Krieges bewusst geworden und die Wichtigkeit, dass so etwas nie wieder stattfinden darf. Aus diesem Grund sollte sich jeder mit der Vergangenheit und der Aufklärung von Kriegen befassen und seinen Beitrag dazu leisten, diese in der Zukunft zu verhindern.