Wie verfilmt man einen Literaturklassiker?
Gespräch mit dem „Krabat“-Drehbuchautor Michael Gutmann
Die Geschichte des Waisenjungen „Krabat“, der auf einer Mühle im Koselbruch bei Schwarzkollm als Lehrjunge die Kunst der schwarzen Magie erlernt und sich gegen seinen Meister behaupten muss, begeistert schon Generationen von Leserinnen und Lesern. Auch an unserer Schule wird Otfried Preußlers Jugendbuchklassiker von allen 6. Klassen gelesen.
Da liegt es nahe, auch die Verfilmung des Regisseurs Marco Kreuzpaintner aus dem Jahr 2008 zu schauen. Nachdem wir uns intensiv mit dem Roman im Unterricht beschäftigt hatten, waren wir gespannt zu sehen, wie Krabat, Tonda und Juro, die Kantorka oder der Meister nun im Film aussehen oder wie die einzelnen Situationen, die im Roman geschildert werden, verfilmt wurden.
Umso mehr haben wir uns gefreut, dass der „Krabat“-Drehbuchautor Michael Gutmann zu uns gekommen ist, um uns von seiner Arbeit zu erzählen und unsere Fragen zum Film und seiner Entstehung zu beantworten. Mit im Gepäck hatte er nicht nur ein spannendes „Making-of“, sondern auch einen der Filmproduzenten, Thomas Wöbke, der uns per Videokonferenz zugeschaltet wurde.
Wir erfuhren viele spannende Dinge, wie zum Beispiel, dass einer der Drehorte Rumänien war. Genau genommen die Karpaten, eine unberührte Fläche, die sich daher perfekt für die Dreharbeiten eignete. Dort wurde die Mühle sogar eigens für den Film aufgebaut, ganz nach den Vorstellungen der Filmcrew und mit authentischen Materialien der Zeit, in der „Krabat“ spielt, nämlich Ende des Dreißigjährigen Krieges.
Doch nicht alles im Film ist echt – klar, denn häufig geht es in „Krabat“ nicht mit rechten Dingen zu: Zerbrochene Krüge fügen sich auf magische Art und Weise wieder zusammen und Jungen verlassen ihren Körper, um unbemerkt durchs Dorf zu spazieren. Viele Zauberszenen wurden digital nachbearbeitet, etwa die Verwandlung der Lehrjungen in Raben. Hierfür wurden teilweise lebendige Raben vor einem Bluescreen gefilmt und teilweise computeranimierte Raben genutzt.
Thomas Wöbke erzählte uns, dass das Casting sehr lange dauerte. Der Hauptdarsteller, David Kross, war zwar schnell gefunden, denn als er durch die Tür kam, so Wöbke, war jedem sofort klar, dass er der Richtige für die Rolle des Krabat war. Doch das ging nicht bei allen Figuren so schnell. Letztlich hätten sie aber großes Glück gehabt, die richtigen Schauspielerinnen und Schauspieler gefunden zu haben.
Beim Schauen des Films haben wir bemerkt, dass an vielen Stellen Änderungen im Vergleich zur Romanvorlage vorgenommen wurden. Auf unsere Frage, warum das so sei und zum Beispiel einzelne Szenen weggelassen oder andere hinzugefügt oder verändert wurden, antwortete Herr Gutmann, dass dies daran liege, dass in einem Film anders „erzählt“ werde als in einem Roman, man habe schließlich weniger Zeit, um die Geschichte zu entfalten, und im Kino komme es auf andere Dinge an als in einem Buch. Alle Änderungen seien aber mit der Tochter von Otfried Preußler abgesprochen worden, die eng in die Entstehung des Films einbezogen wurde. Preußler selbst sei damals schon zu alt gewesen, weshalb sich seine Tochter um sein literarisches Erbe kümmere. Besonders interessant fanden wir, dass Herr Gutmann Preußler aber tatsächlich einmal persönlich getroffen hat! Gutmann schwärmte davon, dass Preußler so ein großartiger Erzähler sei. Das finden wir auch!
Zum Schluss räumte der Drehbuchautor ein, dass nicht unbedingt alle Szenen so umgesetzt wurden, wie er sich das beim Schreiben des Filmmanuskripts dachte. Das sei aber normal, dass jeder seine eigenen Bilder im Kopf habe. Auch das können wir bestätigen, obwohl der Film uns insgesamt großen Spaß gemacht hat.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Michael Gutmann und Thomas Wöbke für diesen großartigen Einblick in die Filmwelt – und bei Frau Kraft, die die Veranstaltung organisiert hat!
Text: Elli, Finja, Frida und Frau Jazo (6a)
Fotos: Elisa Benner und Susanne Battenberg