Hier bleibt keine Frage offen: Exkursion zum Institut für Stadtgeschichte Frankfurt

An einem dunklen Morgen im Oktober 2023 ging der LK Geschichte der Q3 von Frau Obermöller auf eine spannende Exkursion in die historischen Tiefen der Stadt Frankfurt. Unser Ziel: Das Stadtarchiv im Institut für Stadtgeschichte, beheimatet im Karmeliterkloster, inmitten der Frankfurter Altstadt.

Zunächst erhielten wir einen facettenreichen Einblick in die historische Bedeutung des Gebäudes. Denn das Karmeliterkloster ist ein geschichtsträchtiger Ort, der seit 1436 als kollektives Gedächtnis der Stadt fungiert. Beim Rundgang durch die jahrhundertealten Steingemäuer konnten wir vieles über deren Historie und die verborgenen Schätze erfahren, die in den Archiven schlummern und als Fenster zu unserer Vergangenheit dienen.

Der Höhepunkt der Exkursion bestand jedoch in der praktischen Recherche zum Thema „Frankfurt im Nationalsozialismus“, das wir eigenständig erforschen konnten. Im Lesesaal suchten wir in der Datenbank erst einmal nach Quellen und tauchten dabei schon in die Welt der Archivarbeit ein.

Zahlreiche Originaldokumente standen uns zur Verfügung, die Einblick in die NS-Vergangenheit unserer Stadt boten und verdeutlichten, wie akribisch alle Tätigkeiten des NS-Staates dokumentiert wurden. Unser Interesse weckte besonders die Beschwerde Frankfurter Schulen an die örtlichen NS-Funktionäre: Man bemängelte die Erschöpfung  der Schülerinnen und Schüler im morgendlichen Unterricht, weil die Aktivitäten in Hitlerjugend und Bund der Deutschen Mädel zu sehr an ihren Kräften zerrten …

Besonders beeindruckend empfanden wir die Biografie einer jüdischen Frau, die während der NS-Zeit untergetaucht war und seinerzeit Unterschlupf bei einem evangelischen Pfarrer gefunden hat. Womöglich hat er ihr durch seine Unterstützung das Leben gerettet. So konnten wir unter anderem ihre 1940 ausgestellte Kennkarte begutachten, welche jenes große rote „J“ aufweist, mit dem Kennkarten von jüdischen Menschen ab 1939 versehen wurden.

Das Besondere: Die Quellen im Original in Händen zu halten, ließ uns die Geschichte im wörtlichen Sinne greifbar werden. Wir sahen im Detail, wie das Leben in Frankfurt im NS von Vorgaben und Maßnahmen der Nazi-Schergen beeinflusst wurde.

Wir danken dem Institut für Stadtgeschichte für die spannende Reise in die Geschichte. Tatsächlich hat sie den einen oder die andere von uns dazu gebracht, intensiver zur Frankfurter Lokal- bzw. Regionalgeschichte zu recherchieren. So konnte ich im Rahmen meiner Recherche über die Schulgeschichte dank der Archivalien über unser Gymnasium bereits eine Menge über den ehemaligen Schulleiter Heinrich Weinstock erfahren. Das für alle zugängliche Stadtarchiv mit seinen hilfreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist dafür in jedem Falle die ideale Anlaufstelle. Wer nach den Schätzen unserer Vergangenheit sucht, dem bleibt hier keine Frage offen!

Text: Matteo R. Cornelli, Q3 (AG Schülerredaktion)