„Verpflichtung oder Pflichtübung?“ – Über den Umgang mit dem Holocaust im Kontext des Friedenspreises

Ist es für die Deutschen schwerer, ein “normales” Volk zu sein, wenn sie aus ihrer Schuld Verantwortung entwickeln oder die Pflicht des regelmäßigen Gedenkens einführen?

Diese Frage war eines der Hauptthemen bei einer Veranstaltung in der Paulskirche, die der Geschichte-Leistungskurs der Q3 am Dienstag, den 5. Oktober 2021, besuchte.

Im Vorfeld hatte sich der LK mit Arbeitsblättern und eigener Recherche auf die Diskussion vorbereitet.

Die Veranstaltung bestand aus einem Gespräch mit Aleida und Jan Assmann, den Friedenspreisträger:innen des Deutschen Buchhandels aus dem Jahre 2018 und Meron Mendel, dem Direktor der Bildungsstätte Anne Frank e. V..

Die drei anwesenden Gäste beschäftigten sich unter der Moderation von Martin Schult (Börsenverein des Deutschen Buchhandels) mit der Frage, wie sich über die Jahrzehnte die Auseinandersetzung mit dem Holocaust verändert hat, und erörterten dabei auch weiterführende Themen wie kulturelle Erinnerung, Meinungsfreiheit und Antisemitismus.

Während der Veranstaltung wurden Reden von früheren Friedenspreisträgern angehört und im Anschluss wurde darüber geredet und diskutiert. Diese Reden handelten von der Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten und dem späteren Umgang damit.

Manche Preisträger sprachen sich in ihren Reden aufgrund persönlicher Erfahrungen für ein fortan friedliches und gleichberechtigtes Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Weltanschauung aus. Weitere Preisträger setzten sich damit auseinander, welche Lehren aus dem Holocaust zu ziehen sind und wie man mit der Schuld umgehen soll.

Die Dankesrede von Martin Walser (1998) wurde unter anderem sehr ausführlich diskutiert. Walser sprach in seiner Rede von der „Instrumentalisierung unserer Schande zu gegenwärtigen Zwecken“. Die Rede löste eine öffentliche Kontroverse mit dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland aus und ist deshalb eine der bekanntesten Friedenspreisreden.

Der Abend endete damit, dass die anwesenden Redner Schülerfragen beantworteten.

Es war eine sehr interessante und eindrucksvolle Veranstaltung, die einen zum Nachdenken anregte, wie man der Shoa gedenken sollte und was man an der Erinnerungskultur in Deutschland verbessern kann.

Anhand der Reden aus der Geschichte des Friedenspreises zeigte die Veranstaltung, dass man nicht nur aus der Vergangenheit selbst, sondern auch daraus lernen kann, wie man mit ihr im Laufe der Zeit umgegangen ist.

Text: Giulia Mudrack, Judith Pinno, Amelie Trummer (Q3)

Fotos: Hendrik Raab