ΧΑΙΡΕΤΕ – CHAIRETE – Seid gegrüßt!

Latein macht schön und glücklich, Griechisch macht noch schöner und glücklicher! Was soll diese Aussage bedeuten? Wer dies in voller Tiefe erfahren möchte, wählt in der 8. Klasse Griechisch. Wer sich schon mal Appetit machen möchte, darf jetzt weiter lesen.

In der 8. Klasse steht die Wahl der dritten Fremdsprache am Heinrich-von-Gagern-Gymnasium an. Gemäß unserem Konzept der Europäischen Mehrsprachigkeit lernen die Schülerinnen und Schüler nach Latein und Englisch nun eine weitere Sprache. Sie können zwischen Italienisch, Französisch oder Alt-Griechisch oder Alt-Griechisch plus Französisch wählen. Mit vier Stunden pro Woche ist Griechisch ein Hauptfach, das als Grund-oder Leistungskurs bis zum Abitur gewählt werden kann und in dem nach der Q2 das Graecum erworben ist. KΑΙΡΟΣ – KAIROS heißt unser Lehrbuch, das wir bis zur E-Phase benutzen, um die Grundlagen der Grammatik und des Worztschatzes zu erlernen. Auch wenn die Buchstaben zuerst fremd erscheinen, so sind sie schnell erlernt und nach wenigen Stunden vertraut.

Ist das Alphabet erlernt, wird den Schülerinnen und Schülern schon in den ersten Stunden die immense Kraft der alten Griechen bewusst, wenn die ersten Sätze lauten: „Der Philosoph Sokrates freut sich. Denn Platon und Kriton wundern sich.“ Das Wundern und Fragenstellen ist den alten Griechen und den jungen Menschen nämlich das Gemeinsame, so dass Ihr Euch, liebe Schülerinnen und Schüler, in der alten, vermeintlich so fremden Welt heimisch fühlen werdet. Sie ist eben nicht fremd, auch wenn die alten Griechen vor über 2000 Jahren gelebt und gewirkt haben.

Im Griechischunterricht beschäftigen wir uns mit Themen und Grundfragen, die die Menschen über viele Jahrhunderte bis heute bewegen: Wie führe ich ein gutes Leben? Was ist Glück? Was ist das Wahre? Wo liegen die Grenzen des menschlichen Handelns? Wozu ist der Mensch fähig? Wo liegen die Grenzen seiner Macht? Auch haben die alten Griechen sich gefragt, woraus alles besteht. Diese Frage nach dem Ursprung und dem Urstoff haben die Griechen unterschiedlich beantwortet: aus Feuer, aus Luft, aus Wasser oder aus unteilbaren Teilchen, den Atomen. Hier kann man nur an einem Beispiel sehen, wie nah uns die Griechen noch heute sind. Ganz ohne Computer und ohne die weite Welt des Internets haben sie sich ihre Lebenswelt erfragt und durchdacht. Neben diesen philosophischen, politischen und naturwissenschaftlichen Fragen offenbart sich im Griechischunterricht die große, weite Welt des Mythos. Wir erfahren, woher der „Ödipuskomplex“ und die „empfindliche Achillesferse“ kommen und warum man „nicht den Faden verlieren“ sollte.

Vordergründig geht es im Mythos zwar um Götter, Helden und Ungeheuer, aber eigentlich geht es nur um ein Wesen: den Menschen, den Menschen mit all seinen Wünschen, Hoffnungen, Neigungen und Schwächen. Dadurch kann der Mythos noch bis in unsere Gegenwart strahlen, bis in unsere Museen und auf unserer Theaterbühnen.

Jetzt könnten kritische Stimmen fragen, warum man all diese Themen im Original und nicht als Übersetzung lesen soll. Die Antwort ist ganz einfach: Erst durch die intensive Auseinander-setzung mit Texten von Homer, Platon, Herodot oder Sophokles, durch das Über-setzen, werden die Inhalte der antiken Texte viel plastischer und deutlicher vor Augen und somit in die Gedankenwelt geführt. Ebenso fragen Kritiker gerne, wozu die jungen Menschen mit Griechisch eine weitere „tote“ Sprache lernen sollen. Hier lautet die einfache Antwort: Weder Latein noch Griechsich sind tot. Sie werden zwar nicht mehr gesprochen, doch werden ihre Inhalte tagtäglich er- und gelebt. Außerdem bedeutet Schule mehr als nach dem unmittelbaren Nutzen und dem ökonomischen Output zu fragen. Neben Musik und Kunst bietet Griechisch den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, ihre Fühler in Themengebiete zu strecken, die nicht unbedingt ein abiturnahes volles Bankkonto bedeuten, die aber einen jungen Menschen so prägen, dass er neugierig und reflektierend in die Welt hinausgeht. Griechisch ist Luxus für die Seele, eine Seele, die erwacht, reift und nach Reibung und zugleich Gelassenheit strebt. Darum macht Griechisch schöner und glücklicher. Kairos heißt eben nicht nur unser Lehrbuch, sondern auch der rechte Zeitpunkt. Der rechte Zeitpunkt, um eine gute Wahl zu treffen.


Hier ist ein exemplarischer Bericht der Studienfahrt nach Hellas aus dem Jahre 2023 zu finden.