Leistungskurs Politik und Wirtschaft in Brüssel
Ein Bericht von Valentin Blahudka, Q4

Entgegen einiger Erwartungen befinden sich am Donnerstag, dem 30. Januar 2025, um 7:30 Uhr 15 Schüler*innen des PoWi-LK, ein Hauptmann der Bundeswehr, ein PoWi-LK Lehrer und unser Busfahrer Helmut, pünktlich(!) vor dem Haupteingang des HvGG. Erstere noch nicht ganz sicher, ob wach oder im Fiebertraum, steigen verschlafen in den luxuriösen Reisebus, der im Vergleich zum vollen Bus auf der Hellas-Abschlussreise eine Utopie des Buslebens darstellte (Robert hat sogar auf VIER Plätzen gleichzeitig gelegen). Und schon ging es los in Richtung „Taktisches Luftwaffengeschwader 31 Boelcke“ in Nörvenich, NRW. Dort sollte uns, nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem hochkomplexen Beamer, der Aufbau dieses Luftwaffengeschwaders erläutert werden sowie die Ziele, und Funktion desselben für die deutsche Luftverteidigung Es folgte noch ein kurzer Rundgang durch das hauseigene Mini-Museum, bei dem wir das Cockpit der Fliegerlegende Oswald Boelcke betrachteten sowie das Cockpit der unrühmlich als „Witwenmacher“ bekannt gewordenen Lockheed F-104 „Starfighter“.
Danach ging es zum wohl spannendsten Teil des Tages: Mittagessen in der Kaserne.
Nach den ersten Witzeleien, dass das Essen bestimmt nicht schmecken werde, klärt uns unsere militärische Begleitung, Herr Johnen, auf, dass Boelcke eine der wenigen Kasernen sei, wo noch selber gekocht werde. Da verstummten die Sprüche vorerst und spätestens nach den köstlichen Rinderrouladen mit Rotkohl und Kartoffelpüree, konnten wir uns auf eine solide 7,5/10 einigen. Nebenbei hatten wir auch durchgehend die Möglichkeit, unsere Fragen und Bedenken zu äußern, die Herr Reichelt vom Stützpunkt uns beantwortete. Ein weiteres (durchaus testosterongeladenes) Highlight, war die Begutachtung eines Eurofighters inklusive einiger Starts der Kampfjets, die mit grinsenden Gesichtern aus weiter ferne beobachtet wurden. Wir wurden auch aufgeklärt über die Geschichte hinter dem Mehrzweckkampfflugzeug, entworfen von Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien. Der Umstand, dass vier Nationen an dem Projekt beteiligt sind, kann als europäisches Erfolgsprojekt gesehen werden, das allerdings durchaus mit einigen Herausforderungen bei Entwicklung, Produktion und Betrieb verbunden ist.

Nach zwei weiteren Stunden Fahrt kommen wir in der Verkehrsdystopie Brüssel an und checken im Hotel Meininger ein. Danach folgt noch ein sehr gemütliches Abendessen in Brüssels Innenstadt.
Abschließend bewundern wir auf dem Heimweg noch das berühmte Manneken Pis und lauschen Sophias wunderbaren Anekdote zu jenem Denkmal, bevor wir dann alle müde und erschöpft ins Bett fallen.

Nach einem ausgiebigen Frühstück am nächsten Morgen wackeln wir los in Richtung Landesvertretung Hessen. Nach einer kurzen Erklärung von Herrn Christoph Heider, warum es solch ein faktisch „unpolitisches“ Institut überhaupt gebe, dürfen wir allerlei Fragen stellen und es ergibt sich ein sehr interessantes Gespräch. Anschließend an dieses Gespräch und einer kurzen Pinkelpause (man war schwer beeindruckt von den Toiletten), sprechen wir mit einem Vertreter der Konrad-Adenauer-Stiftung und es wird nach einer kleinen Fragerunde auch im Kurs heiß über das Vorgehen im Russland–Ukraine Krieg diskutiert. aber auch die neuesten politischen Geschehnisse in Berlin (Fall der Brandmauer?!) und sonst alles, was uns interessierte.

Dann ging es in eine kleine Pause in der gegessen, spaziert und noch mehr belgische Waffel gegessen wurde als ohnehin schon zuvor, bevor wir uns auf eine Museums-Rallye im Haus der europäischen Geschichte begaben, die sehr interessant war, aber, vielen Schüler*innen ihrer letzten Kraft beraubte.
In der anschließenden Freizeit gingen die einen in Belgiens bekannte Secondhandshops, kauften Käse oder Schokolade – und das alles während eines wahrhaft cinematischen Sonnenuntergangs.

Abends wurde nach intensiver Recherche die beste Pizzeria Brüssels aufgesucht und nach einem sehr preiswerten und leckeren Essen, ließen die meisten den Abend in der hoteleigenen Bar mit Dartscheibe, Kartenspielen und Billardtisch, ausklingen.
An unserem letzten Tag in Brüssel stand uns noch das Rollenspiel im Parlamentarium bevor. Gespannt lauschen wir den Ansagen und werden dann zufällig einer Partei zugeordnet. „Oha krass, Digga!“ ist der Ausdruck der Verwunderung der meisten (männlichen) Schüler über die Technik der einzelnen Stationen und des eigenen Handys. Nach unzähligen hitzigen Diskussionen und Pressekonferenzen wird über die beiden Gesetztesinitiativen abgestimmt, was übrigens auch noch im Nachhinein für eine sehr hitzige Debatte sorgte.





Dennoch waren wir uns alle einig, dass dieses Rollenspiel uns allen grossen Spaß bereitete und sehr interessant war.
Nach einem kurzen Zwischenstopp bei einer sehr preiswerten Truckerimbissbude steigen also 15 Schüler*innen des PoWi-LK, ein Hauptmann, ein PoWi-LK -Lehrer und unser Busfahrer Helmut, glücklich, zufrieden, erschöpft und um einiges schlauer als zuvor, in den Bus Richtung HvGG.
An dieser Stelle möchten wir als PoWi-LK uns ganz herzlich bei Herrn Czudai bedanken, ohne den diese Fahrt überhaupt nichts geworden wäre und auch bei unserer sehr sympathischen, militärischen Begleitung, Herrn Hauptmann Johnen, sowie unserem mindestens genauso sympathischen Busfahrer Helmut, der uns sicher überall hin kutschierte.
P.S.: Gesondert möchte ich hier nochmal darauf Hinweisen, dass es sich bei dieser (auch von der Bundeswehr unterstützten) Studienfahrt keineswegs um eine „Promoaktion“ der Bundeswehr handelte und wir alle im Kurs den Eindruck hatten, dass (wenn es keine spezielle Frage dazu gab) davon abgesehen wurde, uns die Bundeswehr besonders nahezulegen und das Thema Bundeswehr sehr sachlich und durchaus kritisch besprochen wurde.